02.07.2025 in Geschichte

Sozialdemokrat des Monats Juli

 

Philipp Heinrich Scheidemann

26. Juli 1865 in Kassel - 29. November 1939 in Kopenhagen

Er wäre in diesem Monat 160 Jahre alt geworden, zwei Jahre jünger als die SPD, der er seit seinem 18. Lebensjahr (1883) angehörte. Erwähnt wird er heute zumeist wegen des Auftritts auf dem Balkon des Reichstags, wo er am 9. November 1918 die „Deutsche Republik“ ausrief, 2 Stunden bevor Karl Liebknecht dies im Namen der Spartakisten und späteren Kommunisten tat.

Vorangegangen war dem eine lautstarke Auseinandersetzung mit Friedrich Ebert, dem dies entschieden zu „revolutionär“ war. Scheidemann, der eigentlich der sehr viel bekanntere Sozialdemokrat im Kaiserreich war, musste diesen „Ungehorsam” büßen, indem er erstens nicht zum Reichspräsidenten ernannt wurde und zweitens als Reichsministerpräsident die Kapitulationserklärung („Versailler Vertrag”) unterschreiben sollte.

Dass er es nicht tat, begründete er am 12. Mai 1919 vor der Nationalversammlung: „Würde dieser Vertrag unterschrieben, so wäre es nicht Deutschlands Leiche allein, die auf dem Schlachtfeld von Versaille liegen bliebe. Daneben würden als ebenso edle Leichen das Selbstbestimmungsrecht der Völker, die Unabhängigkeit freier Nationen, der Glaube an all die schönen Ideale, unter deren Banner die Entente zu fechten vorgab und vor allem der Glaube an die Vertragstreue“. Die Unterzeichnung ist das Einverständnis mit Versklavung und Helotentum.... Welche Hand müsste nicht verdorren, die sich und uns in diese Fessel legt?”

Die Unterschrift erfolgte dennoch: Durch Hermann Müller, zu der Zeit Außenminister, und von 1928 — 1930 Reichskanzler, und Johannes Bell (Zentrum). Die Siegermächte hatten bei Verweigerung der Unterschrift mit dem erneuten Einmarsch nach Deutschland, der Zurückhaltung der Kriegsgefangenen, der Verschärfung der Blockade und der Besetzung des Ruhrgebiets gedroht.

31.05.2025 in Geschichte

Vier Opfer des NS-Regimes, deportiert aus unserem Kiez

 

Samuel Eliasberg kam am 8. Juni 1875 in Pinsk, Grodno, Russland als Sohn des Moses Eliasberg und seiner Frau Rachel, geborene Lurie zur Welt.

Seine Brüder waren Aron (1879) und Jakob (1881).
Samuel studierte an der Technischen Hochschule Riga und wurde Architekt, dann zog er mit seiner Familie nach Berlin.
Er heiratete Frieda Lurie, 1910 lebten sie in Charlottenburg in der Mommsenstraße 52, ab 1925 in der Aschaffenburger Straße 13. 1914 wurde der Sohn Alex geboren, er hatte auch eine Schwester Sophie. Die Familie war staatenlos.
Ab Mitte der 1930er Jahre lebte die Familie in Zehlendorf Hochsitzweg 17 im eigenen Haus. Beiden Kindern gelang die Ausreise, Sophie hatte Henry Herrmann geheiratet und war mit ihm in die USA geflohen, Alex fuhr 1937 per Schiff nach New York und nahm den Familiennamen Harell an.
Frieda und Samuel Eliasberg mussten am 2. Dezember 1940 als Untermieter zu Leiser in der Nürnberger Straße 66 ziehen.
Von dort wurden sie am 2. April 1942 in das Ghetto von Warschau deportiert. Ihr Todesdatum ist unbekannt.

 

29.04.2025 in Geschichte

Sozialdemokratin des Monats Mai 2025

 

Susanne Miller, geborene Strasser, zuletzt Eichler-Miller;
14. Mai 1915 in Sofia, Bulgarien - 1. Juli 2008 in Bonn

Der Band 2 „Die SPD vor und nach Godesberg“ ihrer gemeinsam mit Heinrich Potthoff herausgegebenen „Kleine Geschichte der SPD“ prägte für viele Jahre die politische Linie der SPD als einer sozialreformerischen nicht-marxistischen, aber dennoch sozialistischen Partei.

Susanne Miller wurde als älteste Tochter des jüdischen Bankkaufmanns Ernst Strasser und seiner Ehefrau Margarete geboren. Nach dem Tod der Mutter verbrachte der Vater beruflich mehrere Jahre in Wien bevor er 1919 wieder nach Sofia zurückkehrte, wo Susanne mit 17 Jahren das Realgymnasium abschloss. Unter ihren Lehrern gab es einige Anhänger der Internationalen Sozialistischen Korrespondenz (ISK). Die ISK-Mitglieder begründeten ihren Einsatz für den Sozialismus nicht mit marxistischen Theorien, sondern mit Kant, also mit ethischen Motiven.

31.03.2025 in Geschichte

Sozialdemokrat des Monats April 2025

 

Ferdinand Lasalle - zum 200. Geburtstag

11. April 1825 in Breslau als Ferdinand Johann Gottlieb Lassal - 31. August 1864 in Carouge

Nicht fürchten wir den Feind,
nicht die Gefahren all:
Der kühnen Bahn nur folgen wir,
die uns geführt Lassalle.

Das ist der Refrain der „Arbeiter – Marseillaise“, von dem Hamburger Jakob Audorf, gemeinsam mit Lassalle einer der Mitbegründer des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins ADAV, 1864, kurz nach dem Tod Lassalle's gedichtet, war sie der absolute Hit unter den Liedern der Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert.

02.03.2025 in Geschichte

Sozialdemorat des Monats März

 

Harry Ristock
20. Januar 1928 in Seemen, Kreis Osterode in Ostpreußen - 5. März 1992 in Berlin

Harry Ristock war einst der bekannteste Linke in der Berliner SPD. Das allein macht seine Biografie aber nicht zu einem linken Lebenslauf. Vielmehr zeugt sein lebenslanges Engagement für die Berliner*innen und ihre Stadt davon, dass er sich über alle Höhen und Tiefen seines Werdegangs hinweg der Vision einer gerechten, friedlichen und demokratischen Gesellschaft verpflichtet fühlte.